Ich bin Jenny. Endlich.
- Jenny A. W.
- vor 4 Tagen
- 1 Min. Lesezeit

Viele Autorinnen und Autoren schreiben unter Pseudonym. Aus ganz unterschiedlichen Gründen: aus Schutz, aus Abstand, aus Kreativität. Auch ich habe ein Pseudonym gewählt. Ich nannte mich Jenny.
Anfangs war es nur ein Name. Eine Maske.
Jenny war der Freiraum, den ich mir geschaffen habe, als alles andere zu eng wurde. Sie war die Stimme, die schreiben konnte, als ich selbst noch still war. Jenny durfte träumen, ausprobieren, laut denken. Ich war einfach nur da – im Hintergrund, beobachtend, vorsichtig.
Doch mit der Zeit ist etwas passiert. Jenny wurde nicht nur eine Figur auf dem Papier. Sie wurde ein Teil von mir. Und ich ein Teil von ihr.
Ich merkte, wie ich begann, mit Jennys Stimme zu sprechen – nicht aus Verstellung, sondern weil sie mir entsprach. Ihre Kreativität war meine. Ihr Humor war meiner. Ihr Mut wuchs – und mit ihm wuchs auch meiner.
Was früher Schutz war, wurde Identität. Was sich anfangs fremd anfühlte, ist heute Heimat. Ich muss nicht mehr trennen zwischen meiner realen Person und „Jenny“. Denn in Wahrheit war Jenny schon immer ich. Ich habe es nur gebraucht, ihr über eine Weile den Vortritt zu lassen, um mich selbst wiederzufinden.
Heute sage ich nicht mehr: „Ich schreibe unter dem Namen Jenny.“ Ich sage: Ich bin Jenny.
Und jedes Mal, wenn ich das ausspreche, spüre ich es ein bisschen mehr: Es ist kein Spiel. Keine Maske. Keine Ausrede.
Es ist mein Name. Meine Stimme. Mein Weg.
Ich bin Jenny. Endlich.
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